...wir sind Katha, Bom und Matej, studieren in Karlsruhe und wohnen seit 1 Jahr zusammen in einer ganz normalen Wohngemeinschaft in der lebendigen Südstadt. Unsere WG besteht aus einem thailändisch-schwäbischen Maschinenbauer, einer Angewandten Geowissenschaftlerin und einem VWL-Doktoranden. Als wir im April 2012 durch ein Plakat in der Mensa auf die Karlsruher Klimawette aufmerksam geworden sind, haben wir beschlossen, unseren Energieverbrauch zu verändern. Bisher hatten wir nicht sehr auf unseren Energieverbrauch geachtet, inzwischen konnten wir feststellen, dass Katha gerne das Licht im Flur anlässt, Bom öfters mal vergisst alle Geräte auszuschalten wenn er sie nicht braucht und Matej oft das Warmwasser im Badezimmer nicht richtig zudreht.
Nachdem wir im Vorfeld der Wette einige Zeit lang mit dem Energiemesser sämtliche Elektrogeräte beprobt haben (1 mal Toasten = 27 Wh, 1l Wasser Kochen = 60 Wh, 1 Ladung Wäsche = 0,6 kWh, 1 Folge Dexter am Laptop = 55Wh, 1 Folge Dexter an Boms 48“-Fernseher = 181 Wh) und uns einen schönen, neuen, grünen Kühlschrank der Klasse A++ angeschafft haben, der im Vergleich zu unserem alten Modell schon einiges einspart, ist die WG nun fleißig am Strom sparen. Dabei konnten wir schon nach wenigen Tagen feststellen, wie unbequem ein energiebewusster Alltag sein kann, gleichzeitig haben wir aber auch positive Erfahrungen gemacht.
Die Energiequelle, die wir mit unserem Verhalten am meisten beeinflussen können, ist wohl das Licht. Obwohl sämtliche Glühbirnen in der Wohnung durch LEDs und Energiesparlampen ausgetauscht wurden, versuchen wir dennoch, durch bewusstes Verhalten einige kWh einzusparen. So kommt hin und wieder ein Gefühl auf wie im Elternhaus, wenn es von den Mitbewohnern Ärger gibt, weil schon wieder irgendwo unnötig Licht brennt. Feststellen konnten wir allerdings, dass das Licht im Flur nicht wirklich an sein muss, um einmal von einem Zimmer ins andere zu gehen. Ein positiver Nebeneffekt davon ist, dass nach einigen blauen Flecken seltener sperrige Gegenstände im Weg stehen.
Außerdem versuchen wir darauf zu achten, sämtliche Geräte bei Nichtgebrauch nicht in den Stand-by Modus, sondern tatsächlich IMMER auszuschalten. Mittels ausschaltbarer Mehrfachsteckdosen ist dies einfacher als gedacht. Trotzdem wird der ein oder andere Anschiss kassiert, wenn doch mal noch ein Lichtchen brennt. Und wir haben herausgefunden, dass die beste Methode zum Wasser fürs Kochen heiß machen ist, zunächst warmes Wasser in den Wasserkocher zu füllen, es dort erhitzen zu lassen und dann erst in den Topf.
Eine Zeitschaltuhr an unserem Modem und Router soll dazu dienen, einige zusätzliche kWh einzusparen in Zeiten in denen das Internet nicht genutzt wird. Durch diese Einstellung kommen wir außerdem auch früher ins Bett! So kommt es durchaus hin und wieder vor, dass wir um 2 Uhr nachts gemeinsam am Serien schauen sind, wenn „plötzlich“ die Internet-Verbindung abbricht…
Weniger gute Erfahrungen mussten wir mit einer Dusch- Sanduhr machen, die uns daran erinnern sollte, unsere Duschzeiten zu verkürzen: nachdem sie einmal nass wurde, hat sie leider nicht mehr funktioniert.
Außerdem führt unser strenger Energiesparplan dazu, dass Freunde sich nicht trauen, ungefragt Licht anzuschalten oder sich nach dem Duschen die Haare zu föhnen. Kürzlich haben selbstgemachte Kartoffelpuffer beinahe zu einer Eskalation geführt, da sie in der falschen Pfanne einfach nicht fertig geworden sind und unser alter Herd viel zu lange angeschaltet bleiben musste: vor unseren Augen sahen wir schon den Stromzähler drehen und drehen und drehen… immerhin steht nun ständig fertig gekochtes Essen in der Küche, da wieder Aufwärmen ja weniger Energie verbraucht als jedes Mal neu zu kochen…
Tatsächlich konnten wir inzwischen ein ziemliches Gespür dafür entwickeln, wo sich Energie einsparen lässt. Wir lesen regelmäßig den Strom- und Gaszähler im Keller ab und tragen die Zahlen in eine Tabelle ein, die uns automatisch den aktuellen Verbrauch pro Tag ausrechnet. So können wir jederzeit unseren Verbrauch vergleichen. Vor Beginn der Heizperiode hatten wir einen durchschnittlichen Tagesverbrauch von 12 kWh (Strom und Gas zusammen), mit Einschalten der Heizung (und das Bedürfnis zu heizen hat sich dieses Jahr merkwürdigerweise wesentlich später eingestellt als bisher) 18 kWh. Damit sparen wir im Vergleich zu den letzten Jahren circa 7 kWh (also ungefähr 28%!) ein. Nach diesem aktuellen Stand ärgern wir uns sogar ein wenig, dass wir nicht mehr als 15 % gewettet haben – aber mal abwarten, wie es nach Ende der Heizperiode aussieht. Drückt uns die Daumen!
Übrigens ist es nicht nur ein gutes Gefühl, Energie zu sparen, es schont auch den Geldbeutel: Selbst wenn wir "nur" die gewetteten 15% schaffen, senken wir damit unsere Rechnung bei den Stadtwerken um ca. 210 €; eine gute Finanzspritze für die Sieges-WG-Feier!
"Warum brennt hier Licht?!"
"Was geht?" "Mir ist kalt." "Mach doch die Heizung an." "Nein! Ich trink lieber Tee…"
"Der Bom hat schon wieder seinen Rechner nicht ausgemacht!"
"Wieso sind schon wieder so viele Leute hier?" "Die heizen für uns."
"Luzi, können wir bei dir kochen und backen?"
"Wir sollten öfter Feuerzangenbowle machen. Das wärmt von Innen und Außen."
"Kannst du deine Haare nicht lufttrocknen lassen? Locken stehen dir auch gut!"
"Zeit schlafen zu gehen…" (um 2 Uhr, wenn der Router automatisch ausgeht)
"Ich war wieder schwimmen, spart uns Heißwasser."
"Hab ganz viele Nudeln gekocht, esst die mal."
"Wir brauchen unbedingt einen Deckel für unsere Schmorpfanne!"
"Scheiß Schmorpfanne!"