Bei den engagierten Müllsammlern handelte es sich um ein Dutzend ehrenamtlich aktiver Karlsruher Gewässerführer, die mit Unterstützung und Helfern aus dem Freundeskreis zur Tat schritten. Rund ein Kilometer flussabwärts wurde ab Höhe vom Kühlen Krug sämtlicher aufgefundener Unrat aufgesammelt und nach getrennten Müll-Kategorien „eingesackt“: So wurden Glas, Plastik, Restmüll sowie Sondermüll (z.B. Batterien und Elektroschrott) getrennt erfasst und die einzelnen Fraktionen am Ende gewogen. So kamen in den Beuteln rund 30 kg Müll zusammen, die sich vor allem aus zahlreichen Glasflaschen und –scherben sowie Hunderten von Zigarettenkippen, Kronkorken und Plastik-Umverpackungen von Lebensmitteln zusammensetzte. Kopfschütteln über die zahlreichen Fundstücke gab es bei den Helfern allerorten, ob im Bach oder am Ufer. Zu den Kuriositäten zählten in diesem Jahr zudem ein noch halbvoller Eimer Farbe, eine volle Tüte mit den Überresten einer Grillparty, diverser Elektroschott wie Receiver, USB-Ladekabel, Bluetooth-Lautsprecher sowie ein ganzer Einkaufswagen und ein Autoreifen im Bach.
Erneut auffällig war auch in diesem Jahr die ungeheuerlich große Menge an Hunderten von vorgefundenen Zigarettenkippen, die vor allem im Bereich von Sitzbänken sehr verdichtet war. Zigarettenkippen in der Landschaft sehen dabei nicht nur wüst aus. Die achtlos entsorgten Kippen sind sogar hochgiftiger „Sondermüll“, da sie neben Nikotin auch diverse giftige Inhaltsstoffe wie Arsen und Schwermetalle wie Kupfer, Blei und Kadmium sowie unzählige andere Chemikalien enthalten. Viele der Inhaltsstoffe sind laut Weltgesundheitsorganisation WHO krebserregend. Mussten die Ehrenamtlichen letztes Jahr noch viele volle Hundekotbeutel im Restmüll entsorgen, fiel dieses Jahr auf, dass der Hundekot vor allem „unverpackt“ herumlag.
Es stimmt traurig, dass ausgerechnet ein so wichtiges und stark frequentiertes städtisches Naherholungsgebiet wie die Alb und ihre Ufer weiterhin so zugemüllt wird. Vielleicht sorgen in naher Zukunft ja auch die neuen Bußgeldsätze der Stadt dafür, dass weniger Müll in der Landschaft entsorgt wird. Denn für Verschmutzungen im öffentlichen Raum hat Karlsruhe seit Mai dieses Jahres höhere Bußgelder eingeführt und auch den Kommunalen Ordnungsdienst personell aufgestockt. So werden für eine weggeworfene Kippe, Plastiktüte, Papier, Getränkebecher, Flaschen/Dosen oder Essensreste demnach 75,- Euro, für nicht entsorgten Hundekot sogar 150,- Euro an Bußgeld fällig
Die Gewässerführer unterstützen mit ihrer „Putzete“ auch die Aktion „Gewässerretter“. Auf www.gewässerretter.de kann Müll dokumentiert und gemeldet werden, um wichtige Daten zur Müllbelastung heimischer Gewässer zu bekommen. Die Albufer-Putz-Aktion wurde auch in diesem Jahr freundlicherweise durch das Amt für Abfallwirtschaft sowie dem Tiefbauamt der Stadt Karlsruhe unterstützt, die den Gewässerführern das entsprechende Entsorgungsequipment zur Verfügung stellten (Greifzangen, Abfallsäcke, Handschuhe sowie ein Boot zum Deponieren der vollen Müllsäcke).
Exkurs: Zigarettenkippen als Sondermüll in unserer Landschaft
Zigarettenkippen stellen eine durchaus ernstzunehmende Gefahr für die Umwelt und damit auch für uns Menschen dar. Werden diese von Tieren oder Kindern verschluckt, kann es zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen. Nicht zuletzt gelangen die Gifte aus den Kippen auch mit dem Regen in den Boden und werden in Flüsse und Meere gespült, wo sie wiederum in die Nahrungskette des Menschen geraten. Dabei kann eine Zigarette pro Liter Wasser für Fische bereits tödlich sein, wie Laborversuche der kalifornischen San Diego State University zeigten (www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4129234/). 15 Jahre dauert es nach Angaben des Kärntner Institut für Seenforschung bis ein Zigarettenstummel vollständig zerfallen ist, im Salzwasser geht man von rund 400 Jahren aus.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO werden jährlich etwa 5,6 Billionen Zigaretten geraucht. Bei 4,5 Billionen landet der Rest nicht im Aschenbecher oder in der Mülltonne, sondern er wird einfach achtlos weggeworfen. Somit ergeben die Kippenreste nach WHO-Schätzungen einen Müllberg von ungefähr 680.000 Tonnen.